Eine globale Plattform mit medizinischen Daten hilft bei
der Diagnose unbekannter Viren. Verhindern kann sie ein Ausbreiten etwa des
Coronavirus aber nicht. Dazu müssen sich die passenden Akteure rechtzeitig
austauschen.
Es ist eine Katastrophe, die die ganze Welt in Sorge bringt: Das Coronavirus hat bereits mehr als 1100 Tote gefordert, über 44.000 Erkrankungen sind bekannt. Rasant breitete sie sich über Ländergrenzen hinweg aus. Und auch in Deutschland gibt es Stand März 2020, nach Angaben der US-amerikanischen Johns Hopkins University, inzwischen mehr als 2000 nachgewiesene Infektionen. Eine überschaubare Zahl, dennoch erregt sie an vielen Stellen Besorgnis. Die Diagnostik des in Wuhan entdeckten neuartigen Erreger stellte sich zu Beginn der Pandemie in etwa so schwierig dar wie vor einiger Zeit die der Schweinegrippe. Vieles würde leichter und auch unnötige Quarantänezeiten vermieden oder zumindest kürzer, wenn der Lungenfacharzt die Möglichkeit hätte, die Virenprobe eines Hustenauswurfs in einer globalen Medizindatenbank mit Millionen anderer Proben abgleichen zu können, um festzustellen, ob es sich um ein unbekanntes Virus handelt. Das US-Unternehmen SAS Institute stellt eine solche Datenbank tatsächlich zur Verfügung, die aktuell vom Pharmaunternehmen und Kliniken für die unternehmenseigene Analyse genutzt wird. Sie hätte aber auch das Zeug dazu, weltweit Gesundheitsdaten auszulesen. Forscher haben inzwischen jedoch ermittelt, dass je nach Region die Daten aus sozialen Netzwerken sehr viel aussagekräftiger sind.
Informationen schneller austauschen und entsprechend
reagieren
Genau das hat das kanadische Unternehmen BlueDot
getan: Blogeinträge über das Coronavirus wurden mittels KI in 65 Sprachen
ausgelesen. Der Zugriff auf globale Flugticketdaten ermöglichte die
Vorhersage, wie sich das Virus ausbreitet. Die automatischen Ergebnisse wurden
danach von Epidemiologen wissenschaftlich geprüft. Mit diesem von Menschen
überwachten KI-System liefert BlueDot den derzeitigen Goldstandard zum Thema
Frühwarnsystem von Pandemien. So konnte richtig vorhergesagt werden, dass
sich das Coronavirus zuerst in Richtung Bangkok, Seoul, Taipei und Tokio
ausbreiten wird. Das hat natürlich die Ausbreitung nicht verhindern können.
Dazu ist es wichtig, dass Regierungen Informationen schneller austauschen und
entsprechend reagieren.
Welche Flughäfen man derzeit meiden sollte, zeigt wiederum
der Risikomonitor, der von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität Berlin und
des Robert-Koch-Instituts erstellt wurde. Basierend auf den Daten von
Tausenden Flugverbindungen zeigt er an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist,
dass weltweit an einem von 1900 Flughäfen ein Gast aus Wuhan angekommen ist.
Spitzenreiter auf unserem Kontinent ist der Flughafen Charles de Gaulle in
Paris mit zwei von 1000 im fernen China gestarteten Passagieren. Deutsche
Flughäfen liegen mit durchschnittlich 1,4 Personen im Mittelfeld.